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Allwissende Erzählperspektive
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Allwissende Erzählperspektive in der dritten Person: Eintauchen in die Gedanken der Charaktere und sie vor der Leserschaft offenlegen.

Erlebe und schreibe die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.

 
In der Blogreihe »Text, Plot & Struktur« erkunden wir verschiedene Erzählperspektiven und beleuchten heute die allwissende Erzählung in der dritten Person.
 

Der Erzähler als Gott im Universum der Geschichte

Die allwissende Erzählung in der dritten Person ist eine Technik, die dem Autor und er Schriftstellerin völlige Freiheit über die Geschichte gibt. Der Erzähler weiß alles – die Gedanken und Gefühle der Charaktere, die Verwicklungen der Handlung und den unvermeidlichen Schluss. Aber ist diese Allwissenheit wirklich ein Vorteil?
Anders als bei der begrenzten Erzählperspektive, wo der Blickwinkel auf einen Charakter beschränkt ist, schwebt die allwissende Erzählerin mehrdimensional über der Geschichte.
 

Die Erzählerin und der Erzähler wissen alles:

die Gedanken und Gefühle der Charaktere, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie den Verlauf der Ereignisse.
 

Tiefer Einblick in die Charaktere und vielfältige Perspektiven.

Im Gegensatz zur Ich-Perspektive, welche die Leserschaft auf die Gedanken und Erfahrungen eines Charakters beschränkt, ermöglicht die allwissende Erzählung einen Rundumblick. Wir dringen in die Köpfe aller handelnden Figuren ein, erleben ihre Motivationen und Ängste hautnah. So lernen wir Frodo Beutlins Zweifel und Lasten genauso gut kennen wie Aragorns heldenhafte Entschlossenheit oder Gandalfs weise Voraussicht.
 

Eintauchen in die tiefsten Emotionen

Diese omnisziente (allwissende) Sicht ermöglicht es dem Leser, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Wir erfahren, wie es den Charakteren innerlich geht, als wären wir direkt bei ihnen. verstehen ihre Motivationen und Beweggründe. Der Leser sieht die Welt durch die Augen der Heldin, des Bösewichts, des Liebhabers oder eines unbedeutenden Nebencharakters.
 

Vorteile der allwissenden Erzählperspektive:

Der Erzähler wechselt mühelos zwischen den Perspektiven der Charaktere, beleuchtet die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In »Der Herr der Ringe« erleben wir die Reise der Gefährten durch die Augen Frodos, Aragorns, Samweis Gamdschis und vieler anderer. Diese Perspektivwechsel bereichern die Geschichte und ermöglichen ein tieferes Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren.

Tiefe Charakterisierung und Immersion:

Die Leserin lernt die Figuren in ihrer Komplexität kennen, ihre Gedanken und Handlungen werden detailliert beschrieben.

Verschiedenen, wechselnde Perspektiven:

Die Erzählung wechselt nahtlos zwischen verschiedenen Charakteren und beleuchtet sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Kontextwissen und Vorausblick:

Die Erzählerin liefert Hintergrundinformationen, deutet zukünftige Ereignisse an und kommentiert bei Bedarf, die Geschichte.

Nachteile der allwissenden Erzählperspektive:

Die allwissende Erzählperspektive birgt aber auch Herausforderungen. Der Erzähler muss geschickt navigieren, um den roten Faden der Geschichte nicht zu verlieren. Zu viel Informationen oder unvorhersehbare Perspektivwechsel stören den Lesefluss, verwirren die Leserin oder schwächen den Spannungsbogen.

Verwirrung:

Bei ungeschickter Anwendung verwirrt der Perspektivwechsel den Leser.

Verlust der Spannung:

Die Leserin sieht Ereignisse vorher und die Spannungskurve flacht dramatisch ab.

Gefühl der Distanz:

Der Leser fühlt sich emotional distanziert von den Charakteren.

Spannungen erzeugen durch das Spiel mit dem Unbekannten … und du bist der Spielmacher:

Obwohl der Erzähler oder die Autorin alles wissen, liegt es in ihrer Hand, die Leserin zu überraschen. Um den Leser zu fesseln, muss die allwissende Erzählung mit dem Unbekannten spielen. Andeutungen, unerwartete Wendungen und die subtile Spannung zwischen dem Wissen des Erzählers und der Ungewissheit der Charaktere halten die Spannung aufrecht.

Paradebeispiel: »Herr der Ringe«

J.R.R. Tolkien nutzt die allwissende Erzählung in »Der Herr der Ringe« meisterhaft. Er führt uns tief in die Gedanken und Gefühle der Gefährten, lässt uns ihre Zweifel und Hoffnungen teilen. Die Geschichte entfaltet sich aus verschiedenen Perspektiven, was ein komplexes und vielschichtiges Bild der Reise nach Mordor zeichnet. »Der Herr der Ringe« ist ein Musterbeispiel für die allwissende Erzählperspektive. Tolkien führt uns durch die Welt Mittelerde und lässt uns die Reise der Ringgemeinschaft aus den Perspektiven Frodos, Aragorns, Gandalfs und vieler weiterer Charaktere mitgehen.
Textbeispiel:
 »Frodo war der einzige Anwesende, der nichts gesagt hatte. Eine Weile hatte er neben Bilbos leerem Stuhl geschwiegen und alle Bemerkungen und Fragen ignoriert. Er hatte den Witz natürlich geschätzt, obwohl er sich dessen bewusst war«

Nur die »Allwissenden Erzähler und Erzählerinnen«, also jene, die in den Köpfen der Figuren stecken, wissen was Frodo an dieser Steller geschätzt hat und wessen er sich bewusst war..

Fazit:
Die allwissende Erzählperspektive bietet vielfältige Möglichkeiten, die Geschichte und ihre Charaktere zu beleuchten. Mit gekonnt vorsichtigem Einsatz schaffst du als Erzähler oder Erzählerin ein tiefgründiges Leseerlebnis, das die Leserschaft fesselt und in die Welt der Geschichte entführt. Mit Bedacht eingesetzt, ist sie ein mächtiges Werkzeug in deinen Händen.

Zusätzliche Beispiele:

Neben »Der Herr der Ringe« finden wir die allwissende Erzählperspektive in vielen weiteren bekannten Werken, wie:
  • »Die Abenteuer des Tom Sawyer« von Mark Twain
  • »Stolz und Vorurteil« von Jane Austen
  • »Harry Potter« von J.K. Rowling
  • »Der große Gatsby« von Scott Fitzgerald
  • »Oliver Twist« von Charles Dickens

Welche Erfahrungen habt ihr mit der allwissenden Erzählperspektive gemacht? Welche Bücher fallen euch ein, die diese Perspektive besonders gut nutzen?


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